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Versöhnung

Predigt bei @home am 12.10.2015 im CVJM Esslingen.

Hier gibt es die Audiodatei der Predigt.

Wer von uns möchte gerne unglücklich sein? Wer möchte gerne in Streit leben? Und wer möchte glücklich leben? Ohne Streit? Ohne Krieg? Wer möchte in Frieden leben?

Das sind rhetorische Fragen. Ich bin überzeugt, dass wir alle am liebsten glücklich und zufrieden und in Frieden leben würden. Niemand will ernsthaft unglücklich sein – außer er ist krank, hat z.B. eine Depression.

Aber obwohl wir alle glücklich sein wollen, tun wir nicht alles dafür, dass wir glücklich sind. Im Gegenteil, oftmals pflegen wir unser Unglücklich sein. Wie ich das meine?

Dazu eine wahre Geschichte:

Vor kurzem hat sich meine jüngste Tochter – sie ist acht Jahre alt – mit ihrer besten Freundin gestritten. Sie kam weinend nach Hause. Sie wollte nicht erzählen was passiert war, nur dass sie sich mit ihrer Freundin beim Nachhauseweg von der Schule gestritten hatte. Über den Mittag hat sie immer wieder davon angefangen, wie es denn nun wohl weiter geht, und man sah ihr an, dass sie dann den Tränen nah war. Den Vorschlag ihrer Mutter, doch die Freundin anzurufen, das wollte sie nicht.
Als es dann am Abend zum ins Bett gehen ging, haben wir – von Papa zu Tochter – noch einmal über diesen Streit gesprochen. Ich wiederholte den Vorschlag, dass sie doch jetzt noch ihre Freundin anrufen könnte und sie um Verzeihung bitten könne, sagen, dass es ihr leid tut.
„Was ist wenn sie mich nicht sprechen will?“ oder „Was, wenn sie mir nicht verzeihen will?“ Und andere Einwände brachte sie hervor.

Einwände, die durchaus im Bereich des möglichen lagen. Dennoch versuchte ich meine Tochter zu ermutigt: „Ich weiß nicht wie Deine Freundin reagiert, aber Du wirst es nicht erfahren, wenn Du es nicht versuchst. Was ist das Schlimmste was passieren kann? Schlimmer als jetzt gerade kann es nicht mehr werden.“

Also hat sie allen Mut zusammen genommen, angerufen, gesagt: „Kann ich bitte J. sprechen?“, „Ja klar“ war die kurze Antwort. Die Freundin kam ans Telefon. Dann hat meine Tochter gesagt: „Tut mir Leid. Ich bitte um Entschuldigung“ die Antwort kam sofort „Entschuldigung angenommen“ und dann:
„Mit tut es auch Leid. Ich bitte auch um Entschuldigung“ und meine Tochter antwortete: „Entschuldigung angenommen.“

Nach dem Telefonat sagte dann Berit zu mir:“Ich bin so glücklich. Ich fühlte mich so gut und so frei! Einfach großartig“

Eine kleine alltägliche Geschichte von Versöhnung. Ich denke mal, viele von uns kennen ähnliche Geschichten oder haben selber ähnliches erlebt. Versöhnung tut gut. Versöhnung ist richtig.

Dennoch fällt es uns oftmals schwer, den Weg der Versöhnung zu gehen. Dennoch leben wir oftmals nicht versöhnt, wir leben nicht so glücklich, wie wir es sollten und könnten.

Ich hab mal fünf Punkte zusammengestellt, die uns hoffentlich helfen besser zu verstehen, wie das mit der Versöhnung ist und dann auch für unser persönliches Leben den einen oder anderen Schritt weiter zu kommen.

1. Was ist Versöhnung überhaupt?
Das Wort Versöhnung kommt daher, dass eine Sünde gesühnt (von altdeutsch ver-sühnt) werden muss. D.h. es steckt dahinter das Verständnis, dass für eine Sünde etwas getan werden muss, um die Sünde auszulöschen oder wieder gut zu machen.

Dieses Verständnis kommt noch aus vorchristlicher Zeit, aber ich denke, dass die meisten von uns trotzdem dieser Definition zustimmen würden.

Doch wie ist das für uns als Christen? Welches Verständnis hat die Bibel zum Thema Versöhnung?

Im 2.Korintherbrief, Kapitel 5, Verse 18 und 19 steht: „Das alles ist Gottes Werk. Er hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt und hat uns den Dienst der Versöhnung übertragen. Ja, in ´der Person von` Christus hat Gott die Welt mit sich versöhnt, sodass er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnet; und uns hat er die Aufgabe anvertraut, diese Versöhnungsbotschaft zu verkünden.“

Mit anderen Worten: Durch Jesus Christus sind wir mit Gott versöhnt. Wir müssen dafür nichts mehr tun! Aber wir sind beauftragt, Botschafter der Versöhnung zu sein! Botschafter der Versöhnung zu sein, heißt nicht nur dass es um die Versöhnung Gottes mit uns Menschen geht, sondern wir sind auch aufgerufen zur Versöhnung zwischen Menschen beizutragen und natürlich auch selber versöhnt zu leben.

→ hier wird schon deutlich, dass Versöhnung unterschiedliche Adressaten haben kann, also die Frage, wer sich mit wem versöhnt.

a) Da ist zunächst einmal mein Nächster, mein Mitmensch – mit dem ich versöhnt leben soll.
b) dann auch wir selber – mit sich selbst versöhnt zu leben, erscheint normal – ist es aber nicht immer. Manchmal ist es nötig sich mit sich selbst zu versöhnen.
c) und letztlich natürlich Gott – mit dem wir versöhnt leben sollen.

In allen drei Fällen ist Versöhnung nötig, weil etwas dazwischen steht. Zwischen mir und meinem Nächsten, zwischen mir und mir oder zwischen mir und Gott. Und das was da dazwischen stehen, das nenn ich einfach mal Sünde – ist ja ein durch und durch biblischer Begriff.

Diese Sünde kann z.B. ein Mißverständnis sein. Ein falsches Wort zur falschen Zeit. Eine Unaufmerksamkeit. Eine Fehleinschätzung. Eine Fehlhaltung. Eine Tat oder eine fehlende Tat, usw. → letztlich eben irgendeine Sünde die zwischen mir und meinem Nächsten steht.

Und eine Sünde kann auch zwischen mir und meiner Lebensgeschichte, zwischen mir und meinem Charakter stehen – sozusagen zwischen mir und mir. Ich kann mir Vorwürfe machen darüber was ich alles falsch gemacht habe, welche Chancen ich verpasst habe. Oder ich mache Gott Vorwürfe, was er mir zugemutet hat.

Und eine Sünde kann auch zwischen mir und Gott stehen. Etwas das meine Beziehung zu Jesus stört.

Merkt ihr es? Was ich vorhin noch versucht habe zu trennen – die Versöhnung zwischen mir und meinem Nächsten, zwischen mir und mir selber und zwischen mir und Gott – das ist gar nicht klar zu trennen.

Denn die Sünde gegenüber meinem Nächsten ist auch eine Sünde gegenüber Gott. Und eine Sünde gegenüber Gott ist auch eine Sünde gegenüber mir. Und eine Sünde gegenüber mir ist auch eine gegenüber Gott… usw. Sünde ist im christlichen Verständnis immer etwas, das letztlich mit Gott zusammenhängt, das zwischen mir und meinem Gott steht! D.h. unversöhnt zu sein, egal mit wem, ist immer auch eine Sünde gegenüber Gott.

Anhand von drei Bibelstellen will ich nochmal kurz die Untrennbarkeit der Sünde verdeutlichen. D.h. dass jede Sünde gegenüber einem Mitmenschen auch eine Sünde gegen Gott ist.

2.Mose 20 Zehn Gebote
– neun der zehn Gebote (nämlich alle außer dem Ersten) befasst sich damit, was wir Menschen einander antun können, aber nicht sollen. Und Jesus sagt zum ersten Gebot: (Mt.22, 37ff) Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

Jesus verknüpft also sogar das erste Gebot damit, wie wir uns gegenüber unseren Mitmenschen verhalten.

In Matthäus 5,23ff.
heißt es: Wenn du also deine Gabe zum Altar bringst und dir dort einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, dann lass deine Gabe dort vor dem Altar; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder! Danach komm und bring ´Gott` deine Gabe dar.

Unversöhnt mit meinem Mitmenschen zu sein, verhindert, dass Deine Gebete oder andere Gaben an Gott, diesem Gott gefallen.

Und im 1.Johannes 4, 20ff
steht: Wenn jemand behauptet: »Ich liebe Gott!«, aber seinen Bruder oder seine Schwester hasst, ist er ein Lügner. Denn wenn jemand die nicht liebt, die er sieht – seine Geschwister –, wie kann er da Gott lieben, den er nicht sieht? ´Denkt an` das Gebot, das Gott uns gegeben hat: Wer Gott liebt, ist verpflichtet, auch die Geschwister zu lieben.

An dieser Bibelstelle wird ganz klar, dass Gottesliebe und Versöhnung mit meinem Mitmenschen untrennbar sind. Lobpreislieder zu singen, aber gleichzeitig mit meinem MitCVJMer im Klinsch zu liegen, das geht gar nicht.

Ich fasse nocheinmal kurz zusammen:
Unversöhnt zu sein, ob mit meinem Nächsten oder mit mir selber – ist untrennbar mit meiner Beziehung zu Gott verbunden. Zu sagen, ich bin versöhnt mit Gott, aber gleichzeitig unversöhnt zu leben, ist eine (Selbst-)Lüge.
Jesus hat uns mit Gott versöhnt, deshalb sind wir beauftragt, Botschafter der Versöhnung zu sein und versöhnt zu leben.

Soweit so gut, aber auch so schwierig. Kann man sich befehlen, sich zu versöhnen? Dazu die zweite Fragestellung:

2. Warum fällt uns Versöhnung oftmals schwer? Was hindert uns, uns zu versöhnen?
Und das obwohl wir vielleicht schon mehrmals erlebt haben, wie gut Versöhnung tut, obwohl wir wissen, dass Versöhnung richtig ist.
a) Es könnte sein, dass wir uns an unserer Verletzung weiden. D.h.es tut zwar weh, was mir dieser oder jener Mensch angetan hat, aber irgendwie brauch ich auch diesen Scherz, denn der Schmerz und die Wunde zeigt, wie sehr ich gelitten haben, oder sogar noch immer leide.
b) Es gibt auch sehr tiefe Wunden, die nicht so einfach verheilen können! Es kann sein, dass vor der Versöhnung erst ein innerer Prozess nötig ist, damit Versöhnung möglich wird. – das führe ich im letzten Punkt noch genauer aus.
c) Es gibt auch ein falsches Verständnis von dem, was richtig und falsch ist, was mir zusteht was mein Recht ist bzw. dem anderen nicht zusteht.Wenn ich mich dabei nicht korrigieren lasse, dann fehlt mir auch die Einsicht, warum ich mich versöhnen, oder zunächst einmal auch nur vergeben sollte.
d) Auch Druck von außen – von der Familie, von der Gesellschaft, von der Kirche, kann uns hindern.

Nach dem 2.Weltkrieg hatte Deutschland ein Problem. Deutschland hatte sich fast alle Nationen in Europa zum Feind gemacht. Als 1963 – also fast 20 Jahre nach Ende des Krieges – sich Konrad Adenauer (der deutsche Kanzler) und Charles de Gaulle (der französische Präsident) nach der Unterzeichnung des Elysee Vertrages umarmten, begann die deutsch-französische Freundschaft. Die Franzosen hätten ziemlich viel Recht gehabt den Deutschen weiterhin die Besetzung Frankreichs und aller damit zusammenhängenden Ungerechtigkeiten übel zu nehmen.

Die Franzosen hätten sich weiterhin darin weiden können, was die bösen Deutschen ihnen angetan haben. Sie hätten auf ihr Recht als Siegermacht bestehen können.
Und De Gaulle hat für seine Umarmung mit Adenauer nicht nur Anerkennung in Frankreich geerntet. Die Gesellschaft war noch nicht soweit, es hat noch Zeit gebraucht, es waren noch weitere Schritte der Annäherung nötig, damit echte deutsch-französische Freundschaft wachsen konnte. Doch allen Widerständen zum Trotz, hatten sie es getan. Es war den Verantwortlichen klar, dass Versöhnung eine Chance ist, dass es nie wieder zu einem solchen Krieg kommt. Und sie waren bereit Schritte aufeinander zu zu gehen. Dass es sich gelohnt hat, zeigt sich auch darin, dass wir seit über 70 Jahren in Frieden leben.

Ich komme zur nächsten Frage.

3. Warum ist Versöhnung so wichtig?
Dazu vier Gründe

Versöhnung ist wichtig:
a) Für uns – damit keine bittere Wurzel in uns aufwächst und Heilung von Verletzungen möglich ist. Denn Unversöhnt über einen längeren Zeitraum zu leben, vergiftet unser Leben! Die Bibel spricht hier von einer bitteren Wurzel. Und echte Heilung einer Verletzung ist oftmals nicht die Voraussetzung für Versöhnung, sondern erst deren Folge.

Versöhnung ist wichtig:
b) wegen Christus – denn er hat uns mit Gott versöhnt und uns beauftragt diese Botschaft, dass Jesus uns versöhnt hat, und dass wir auch selber Versöhner sein sollen, weiter zu geben.

Versöhnung ist wichtig:
c) Für das Zeugnis von Jesus Christus – denn Jesus will, dass wir Zeugen der Versöhnung sind. Damit auch andere Menschen mit Gott und miteinander versöhnt werden.

Patrick hat letzte Woche in seiner Predigt davon gesprochen, dass wir alle der Leib Jesu sind. Und wie es bei einem Leib ist, gibt es ab und zu Verrenkungen. Da ist dann etwas so, wie es nicht sein soll. Das muss wieder eingerenkt werden, damit der Leib wieder so funktionieren kann, wie er soll. Das ist letztlich nur ein anderes Bild dafür, wie das mit der Versöhnung ist. Nötig, damit wir wieder als Gemeinschaft unseren Auftrag erfüllen können.

Versöhnung ist wichtig:
d) Für unsere Gesellschaft – nur so ist ein echter Neuanfang möglich.
Siehe die deutsch-französischen Freundschaft und die Folgen – 70 Jahre Frieden.

Was bedeutet das denn nun für uns im CVJM Esslingen?

4. Versöhnt im CVJM Esslingen
Wenn man so wie wir hier im CVJM so eng und vertrauensvoll zusammen sind, Gemeinschaft haben, miteinander arbeiten, dann können Missverständnisse, Verletzungen und andere Dinge die sich zwischen uns stellen nicht vermieden werden. Wo Menschen zusammen sind, da gibt es Fehler und Fehlhaltungen. Richtig problematisch wird es dort, wo wir weiter so tun als wäre alles in Ordnung, aber wir innerlich einen Schmerz fühlen, oder innerlich uns immer mehr vom vertrauensvollen Miteinander entfernen. Hier sollten wir den Schritt wagen, Dinge anzusprechen, den Weg der Vergebung und dann auch der Versöhnung zu gehen.

Aber machen wir uns nichts vor. Das alles ist alles andere als einfach.
Als Christen sind wir zwar ein neuer Mensch – sagt die Bibel. Wir verhalten uns in vielen Dingen anders, als wir das ohne Jesus tun würden – oder zumindest sollten wir das. Es ist unser Ziel, oder sollte es zumindest sein, Jesus immer ähnlicher zu werden, und es sollte immer selbstverständlicher werden, das zu tun, was Jesus in unserer Situation tun würde. Aber wir sind noch hier auf der Erde, und es wird uns nicht gelingen in allem Bereichen, in allen Situationen, diesen neuen Menschen umzusetzen. Immer wieder wird der alte Mensch zum Vorschein kommen. Alte Verhaltensweisen, alte Überzeugungen, mit Jesus nicht vereinbare Gedanken und Gefühlte.

Aber Jesus hat die Voraussetzungen geschaffen, dass es möglich wird. Also lasst es uns tun. Damit komme ich zum letzten Punkt und der Frage:

5. Welche Schritte können uns helfen, trotzdem den Weg der Versöhnung zu gehen?
Die folgenden zehn Schritte sind nicht für jeden Versöhnungsweg nötig. Es kommt auf viele Faktoren an. In der Regel merkt ihr selber, welche für euren Versöhnungsweg passen und welche nicht. Und wenn das nicht so ist, dann holt euch jemanden mit ins Boot, der euch bei eurem Versöhnungsweg begleitet.

Schritt
1. Wahrnehmen nicht verleugnen. Es ist sehr wichtig, dass ich mir meiner Gefühle bewusst werde. Mir klar zu machen, was genau passiert ist. Wer ist aus meiner Sicht Opfer, wer ist Täter und wer ist Zuschauer? Oftmals ist die Täter / Opferrolle gar nicht so sicher zu definieren, denn oft haben beide ihren Anteil an dem Streit.
Wenn ich dazu fähig bin, ist es hilfreich persönliche Ebene und sachliche Ebene zu erkennen und auch zu trennen. Hier ist u.U. hilftreich, mit jemand Neutralem über das Erlebte zu sprechen.
Hilfreich ist es auch, wenn ich versuche mich in die Lage des Anderen zu versetzen, seine Motive verstehen, auch hier könnte die Begleitung durch eine dritte Person gut sein.

Der nächste Schritt kann dann sein, die
2. Eigene Schuld zu erkennen und anzuerkennen. Für meinen Anteil am Streit muss ich bereit sein Verantwortung für das Geschehene zu übernehmen, die eigene Schuld anzuerkennen – auch wenn die eigene Schuld vielleicht nur minimal ist. Es ist wichtig zu verstehen, dass meine Absicht nur von untergeordneter Bedeutung ist. Entscheidend ist, was ich ausgelöst habe.

Je nachdem was passiert ist, kann es nötig sein
3. Trauerarbeit zu leisten. Der Prozess des Trauerns bedeutet die Anerkennung der Realität dessen, was war. Die (Mit)Schuld eingestehen, sich der eigenen Betroffenheit zu stellen, kann ein wichtiger seelischen Prozess sein, der hilft Schuld zu verarbeiten und offen für den nächsten Schritt zu werden.

Den nächsten Schritt nenne ich
4. Vorausdenken durch zurückschauen. Wenn ich an den Konflikt denke und an die daran beteiligten Personen, welche Gemeinsamkeiten kann ich entdecken, welche gute Erfahrungen gab es, oder was verbindet uns? → im schlimmsten Fall ist das Verbindende nur das Menschsein – und damit verbunden die Erkenntnis, dass Menschen sündigen.

Als nächstes folgt der Schritt aufeinander zu:
5. Konfrontation und Begegnung. Die Bitte um Vergebung der eigenen Schuld ist dabei wesentlich und natürlich auch die Bereitschaft zu vergeben, wo mir Unrecht getan wurde, wo ich verletzt wurde.

Es könnte sein, dass eine
6. Wiedergutmachung für den weiteren Weg hilfreich ist. Eine Entschädigungen, etwas, dass die Folgen meiner Tat abmildert.Oder auch ein Werk als Zeichen der Versöhnungsbereitschaft.

Nun könnte man denken, dass alles fertig ist, aber damit die Versöhnung bestand hat sind noch vier weitere Schritte u.U. hilfreich:
7. Erinnerung wach halten, aber nicht pflegen. Zu Vergeben heißt nicht zu vergessen. Aber zu Vergeben heißt es nicht mehr vorzuhalten – weder dem Anderen, noch mir selber, noch Gott.

8. Austausch und Begegnung. Die nötige Nähe und auch die nötige Distanz herausfinden, damit ein gutes und versöhntes Miteinander möglich ist. Es kann sein, dass zwei Menschen einfach nicht miteinander können. Dann sollen sie auch nicht genötigt werden enger miteinander unterwegs zu sein, als unbedingt nötig. Eine gesunde Distanz kann da hilfreich sein.

9. Vergebung annehmen. Innerlich, glauben, dass es vergeben ist! Nicht weiter unter dem Joch der Schuld leben.

10. Verantwortung für die Zukunft übernehmen. Was kann ich für weitere Vorkehrungen treffen, damit die Wahrscheinlichkeit für eine Wiederholung möglichst gering ist? Wo muss ich an mir arbeiten? Was sollte ich vermeiden? Usw.

Wir als Jünger Jesu haben die besten Voraussetzungen um versöhnt zu leben. Und wir haben den klaren Auftrag dazu.

Zuletzt noch ein paar Sätze über die geistliche Gemeinschaft Saint Egidio. Saint Egidio ist eine katholischen Gemeinschaft, die auch beim Miteinander für Europa beteiligt ist und die ca. 50 000 Mitglieder hat. Diese Gemeinschaft war als Moderatorin oder Beobachterin an zahlreichen erfolgreichen Friedensverhandlungen beteiligt, etwa für Guatemala, den Kosovo, die Elfenbeinküste, den Südsudan, sowie mit einem Vermittlungsversuch in Algerien. Ihr bedeutendster diplomatischer Erfolg ist die Vermittlung des Friedensvertrags für Mosambik am 4. Oktober 1992, das einen sechzehnjährigen Bürgerkrieg beendete.

Wir müssen nicht gleich einen Bürgerkrieg beenden – aber wir sollten in unserem Leben versöhnt leben!

Willst Du glücklich sein? Glücklich leben?

Dann sei bereit die Schritte zur Versöhnung zu gehen, auch wenn sie vielleicht schwer sind.

Wo brauchst Du Versöhnung?

Wo brauchst Du Versöhnung mit Deinen Mitmenschen? Deiner Familie? Deinen Brüdern und Schwestern im CVJM? Im Reich Gottes? Gibt es etwas, das zwischen Dir und Deinem Nächsten steht?

Bist Du versöhnt mit Dir selber, mit Deiner Lebensgeschichte? Oder gibt es Dinge in Deinem Leben, die Dir keine Ruhe lassen?

Bist Du versöhnt mit Gott? Oder trägst Du ihm etwas nach?

Amen

Foto von Redd F auf Unsplash

Andreas Peschke

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