Predigt beim eAg, am 18.09.2016
Was glaubst Du, wer Du bist?
„Was glaubst Du, wer Du bist? Ein Kind Gottes!“ So lautet die Überschrift für den heutigen Gottesdienst. Wir schließen heute die Predigtreihe unter der Fragestellung: Was glaubst Du, wer Du bist? ab. Und auch wenn die letzten Predigten sicherlich viele wichtige Aspekte aufgezeigt haben, was wir sind, so bin ich doch überzeugt, dass für das Thema heute gilt: Das Beste kommt zu Schluß. Das Beste nämlich, dass wir Kinder Gottes sind!
Was glaubst Du, wer Du bist? Ein Kind Gottes!
Der dazugehörige Predigttext kommt aus dem ersten Johannesbrief, Kapitel 3, die Verse 1 und 2. Ich lese nach der Neuen Genfer Übersetzung:
Seht doch, wie groß die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich! Doch davon weiß die Welt nichts; sie kennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Ja, liebe Freunde, wir sind Gottes Kinder, wir sind es hier und heute. ´Und das ist erst der Anfang!` Was darin alles eingeschlossen ist, ist uns vorläufig noch nicht enthüllt. Doch eines wissen wir: Wenn Jesus in seiner Herrlichkeit erscheint, werden wir ihm gleich sein; denn dann werden wir ihn so sehen, wie er wirklich ist.
Was für ein inhaltsschwerer Text. In der Vorbereitung habe ich bemerkt, dass jeder Vers, ja fast jeder Halbvers eine eigene Predigt wert gewesen wäre.
Im folgenden gehe ich daher nur auf einige wenige Textteile ein, die mir in der Fragestellung des eAg´s: Was glaubst Du, wer Du bist? Ein Kind Gottes! am wesentlichsten erschienen sind.
Wir!
„Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich!“
Wenn der Schreiber des Briefes „Wir“ schreibt, wen meint er damit eigentlich? Natürlich sich und die Adressaten des Briefes. Aber wer von uns heute, kann sich zu diesem „wir“ hinzu zählen?
Dahinter stecken zwei Fragen, die zusammengehören: zum einen: wer ist ein Kind Gottes? und zum anderen: wie wird man ein Kind Gottes.
Anders gesagt: Gibt es einen Gentest dafür, ob jemand ein Kind Gottes ist, oder nicht? Woran kann man feststellen, ob jemand ein Kind Gottes ist?
Wer ist ein Kind Gottes?
Die Bibel spricht an mehreren Stellen darüber:
Im Johannesevangelium steht: „All denen jedoch, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.” (Johannes 1,12).
Mit anderen Worten: Wer an Jesus glaubt und ihn in sein Herz aufgenommen hat, bekommt das Recht ein Kind Gottes zu werden!
Etwas später im Johannesevangeliums erklärt Jesus, was es bedeutet, an ihn zu glauben und ihn in sein Herz aufgenommen zu haben. Jesus sagt dort: „Ich sage dir eins: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineinkommen. Natürliches Leben bringt natürliches Leben hervor; geistliches Leben wird aus dem Geist geboren. Darum sei nicht erstaunt, wenn ich dir sage: Ihr müsst von neuem geboren werden.“ (Johannes 3, 5-7)
An Jesus zu glauben ist eine Neugeburt! Das ist nicht wischi-waschi! An Jesus zu glauben heißt, dass unser alter Mensch stirbt! An Jesus zu glauben heißt, aus uns wird ein neuer Mensch! Und geschehen tut das durch Wasser und Geist – also durch die Taufe und den Geist Gottes!
Weiter können wir im Römerbrief lesen: „Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, wenn wir beten: Abba, Vater! Ja, der Geist selbst bezeugt es uns in unserem Innersten, dass wir Gottes Kinder sind.“ (Römer 8,15f)
Der Heilige Geist, den wir bei unserer Neugeburt bekommen haben, der unsere Neugeburt ermöglicht hat, bewirkt, dass wir in unserem Herzen wissen: Ich bin ein Kind Gottes!
Ich fasse zusammen: Wie wird man ein Kind Gottes? Glaube an Jesus, Jesus aufnehmen – z.B. durch ein Gebet, dann Taufe auf den Namen Jesu, Neugeburt und Empfang des Heiligen Geistes.
Woran man ein Kind Gottes erkennt.
Und woran erkennt man, dass jemand ein Kind Gottes ist?
Dass wir Gewissheit in unserem Herzen haben zu Gott zu gehören.
Die Glaubensgewissheit ist der Gentest bzgl. unserer Kindschaft. Unsere Kindschaft, unser Kind Gottes sein, ist also äußerlich nicht unbedingt gleich sichtbar. Sie ist vielmehr in unseren Herzen bezeugt.
Noch ein Kriterium, woran man erkennen kann, dass wir Kinder Gottes sind, nennt unser Text.
Dort steht:„Doch davon [dass wir Kinder Gottes sind] weiß die Welt nichts; sie kennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.“
Was bedeutet das?
Die Welt weiß nicht, dass wir Kinder Gottes sind. Mit der Welt sind alle Menschen gemeint, die nicht an Jesus Christus glauben.
Die Welt, hat weder Gott erkannt noch hat sie erkannt, wer die Kinder Gottes sind. Erkannt bedeutet: das Wesen Gottes, und das Wesen der Kinder Gottes zu sehen und nicht nur die Äußerlichkeiten.
Die Welt sieht unsere Fehler, sie sieht, was die Kinder Gottes falsch machen. Sie weist darauf hin, was schief läuft in der Kirche. Sie führt uns vor Augen wie unsinnig unser Glaube ist. Sie versucht alles Mögliche um uns unmöglich zu machen.
Die Welt kann nicht verstehen, dass wir Kinder Gottes sind, weil wir zu Kindern Gottes werden durch die Macht Gottes und nicht weil wir besonders tolle Menschen sind.
Die Welt haßt die Kinder Gottes.
Was uns am wichtigsten erscheint – Jesus – ist für die Welt ein Greuel.
Über John Wesley, den Gründer der methodistischen Kirche wird erzählt, dass als er einmal bemerkte, dass er drei ganze Tage erlebt hatte ohne dass ihn jemand beschimpft, verprügelt oder einen Stein nach ihm geworfen hatte, beschämt niederkniete und betete:„Könnte es sein, dass ich gesündigt habe oder zurückgefallen bin Herr Jesus?“ und er bat Gott, ihm zu zeigen, ob er irgendwelche Fehler gmeacht hätte.
Auf der anderen Seite der Hecke hört jemand sein Gebet, erkannte Wesley und dachte: „Ich werde diesem Prediger eine Lektion erteilen.“ Er ergriff einen Backstein und warf ihn nach Wesley. Der Backstein verfehlte sein Ziel knapp; aber Wesley erhob sich und rief aus: „Danke, Herr, alles ist gut! Ich bin noch in deiner Gegenwart.“
Wesley hat es so verstanden, dass wenn die „Welt“ ihn nicht mag, dann ist das der Beweis, dass er auf dem richtigen Weg ist. Oder übertragen auf unsere Gottes Kindschaft, wenn wir Kinder Gottes sind, dann hasst uns die Welt!
Soweit würde ich nicht gehen. Nicht die ganze Welt muss uns hassen, wenn wir Kinder Gottes sind, aber wir müssen uns schon fragen, ob der Schmusekurs mit der Welt richtig ist. Ob wir nicht in vielem uns der Welt anpassen – um anerkannt zu werden, oder weil die Prägung Gottes weniger Wirkungsvoll in unserem Leben ist, als die Prägung der Gesellschaft. Wenn wir ein Kind Gottes sind und uns von Jesus prägen lassen, dann bedeutet das auch, dass wir in vielen Punkten ein Ärgernis für die Welt sind.
Liebe
Und noch ein Kriterium, woran zu erkennen ist, wer ein Kind Gottes ist und wer nicht, möchte ich nennen. Zwar wird dieses Kriterium in unserem Bibeltext nicht direkt genannt, aber vor und nach dem Text, wird sehr deutlich davon geredet. Eigentlich ist es ein Doppelkriterium. In Vers ´10 steht:
Daran zeigt sich, ob jemand ein Kind Gottes oder ein Kind des Teufels ist: Wer nicht das tut, was ´in Gottes Augen` recht ist, stammt nicht von Gott. Und genauso wenig stammt der von Gott, der seinen Bruder und seine Schwester nicht liebt. (1.Joh.3, 10)
Wer nach dem Handelt was vor Gott richtig ist und wer seine Geschwister liebt, ist ein Kind Gottes. Das erste Kriterium – so handelt, wie es vor Gott richtig ist, das ist nicht immer einfach zu erkennen, denn je nach Prägung können wir da ganz unterschiedlicher Meinung sein. Das zweite aber ist sehr klar. Die Liebe zu den Geschwistern, die Liebe zu den Menschen, die auch an Jesus glauben. Wie stehen wir zu den Geschwistern in anderen Gemeinden? Oder hier in dieser Gemeinde?
Ich fasse nochmals kurz zusammen:
Wie wird man ein Kind Gottes?
– Glaube an Jesus
– Jesus aufnehmen
– Taufe auf den Namen Jesu
– Neugeburt und Empfang des Heiligen Geistes
Woran erkennt man, das man ein Kind Gottes ist?
– Glaubensgewissheit
– Mit der Welt überkreuz
– den Willen Gottes tun und die Geschwister lieben
Wenden wir uns nun einer weiteren Frage zu!
Die Bedeutung, ein Kind Gottes zu sein.
Was bedeutet es denn nun, ein Kind Gottes zu sein? Welche Folgen hat es, wenn ich ein Kind Gottes bin?
Wenn wir von einem Kind reden, dann hat das mit Beziehung und mit Recht zu tun. Kind ist ein Beziehungs- und auch ein Rechtsbegriff.
Unsere Gotteskindschaft hat ebenfalls diese beiden Komponenten. Nämlich die Beziehung zu Jesus und was es rechtlich – sozusagen in der geistlichen Welt bedeutet.
Elternschaft – Kindschaft
Wenn wir uns anschauen, was es hier auf der Welt bedeutet ein Kind zu sein, dann ist das ein sehr gutes Bild dafür, was es im Reich Gottes bedeutet ein Kind Gottes zu sein.
Zunächst einmal haben wir es uns nicht ausgesucht, wann und wo und unter welchen Umständen, wir geboren werden und wer unsere Eltern sind. Das ist etwas, das wir nicht beeinflussen, oder ändern können.
Genauso ist es auch mit dem Kind Gottes sein. Wir können es uns nicht aussuchen. Wir werden von Gott gerufen. Es ist nicht unsere Wahl, ein Kind Gottes zu sein, sondern Gottes Zusage an uns. Wir sind erwählt, Kind Gottes zu sein.
Ein Kind sieht seinen Eltern ähnlich. Manchmal ist es nicht gleich zu erkennen, aber wenn man genauer hinsieht, sind die Merkmale in der Regel nicht zu übersehen. Und so ist es auch der Wille Gottes, dass wir ihm ähnlicher werden. Jesus sagt im Matthäusevangelium: „Ihr aber sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ (Mt. 5,48)
Als Kind haben wir viele Dinge von unseren Eltern geerbt. Zum einen genetisch. Dinge wie die Haarfarbe, Augenfarbe und vieles andere werden in dem Moment festgelegt, wenn das neue Leben beginnt. Andere Dinge, wie z.B. Fingerabdrücke sind zufällig. Und wieder andere Dinge, wie Körpergröße sind zwar schon angelegt, werden aber auch noch von anderen Faktoren beeinflusst.
Auch hier gibt es eine Parallelität zum Kind Gottes sein. In dem Moment, wenn wir beginnen Jesus nachzufolgen, ist schon einiges klar. Wir sind gerecht gesprochen durch das Blut Jesu, wir haben neues Leben durch den Tod Jesu, wir sind Kinder Gottes! Andere Dinge ergeben sich. Welche Auswirkungen hat mein Glaube für meinen Beruf, für meine Freundschaften? Und wieder andere sind schon vorbereitet, aber es gibt verschiedene Faktoren, die mitspielen, wie es in mein Leben zur Geltung kommt, z.B. die Fähigkeiten, die Gott mir gibt. Diese kann ich trainieren um immer besser zu werden, oder aber verkümmern lassen.
Als Kind ist es entscheidend wichtig, das sogenannte Urvertrauen, bzw. eine gute, sichere Bindung zu den Eltern aufzubauen. Das ist ganz wesentlich dafür, wie wir z.B. in unserem Leben handeln, wie wir Beziehungen leben, was uns wichtig ist. Und so ist auch das Vertrauen zu Gott die wichtigste Grundlage unserer Kindschaft. Unser Vertrauen in Jesus zu stärken, zu fördern, gehört zu den wichtigsten Aufgaben in unserem Leben. Vertrauen und Glauben sind im Übrigen in diesem Fall gleich zu setzen.
Zugänge zum Glauben an Jesus
Die Bibel zeigt, dass die Menschen ganz unterschiedliche Zugänge zum Glauben haben. Manche glauben aufgrund dessen was sie gesehen haben, andere aufgrund dessen was sie gehört haben und wieder andere aufgrund dessen was sie gelesen haben. So ist es auch bei uns. Es sind ganz unterschiedliche Zugänge, wie bei uns der Glaube an Jesus gefördert oder gestärkt werden kann. Die Bibel gibt uns aber Hinweise darauf was Glaube ist und wie er entsteht.
Im Hebräerbrief steht: „Was ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge.“ (Hebräer 11,1) Glaube an Jesus bedeutet also, dass ich überzeugt bin, dass Jesus für mich gestorben ist und von den Toten auferstanden. Ich kann das nicht sehen. Ich kann es nicht beweisen. Aber ich vertraue darauf, dass es wahr ist.
und im Römerbrief steht: „Wie wir gesehen haben, setzt der Glaube das Hören der Botschaft von Christus voraus.“ (Römer 10,17)
Dies bedeutet, dass Glaube daraus entsteht, dass wir die gute Nachricht von Jesus hören. Davon hören, dass Gott uns liebt. Davon hören, dass Jesus Mensch geworden ist, gestorben ist für uns und auferstanden von den Toten…usw. Glaube entsteht also, indem wir z.B. in einen Gottesdienst gehen, oder indem wir die Bibel lesen.
Ein Kind benötigt Anweisungen, Schutz, Erziehung, Versorgung – Ausbildung. Wenn es das nicht bekommt, dann entwickelt es sich – sagen wir mal: ungünstig. Gott will uns dies alles geben. Aber wir sind eben Kinder, und nicht immer bereit das an Anweisung anzunehmen, die Gott uns gibt. Wir sind oftmals blind für den Schutz und die Versorgung, die Gott uns zukommen lässt.
Deshalb ist es wichtig, zu Danken, Gott zu loben, den Blick zu heben auf die Größe Gottes. Wir dürfen und sollen darauf vertrauen, dass Gott es gut mit mir meint. Wir dürfen und sollen auf seine Empfehlungen hören. Es ist nicht hilfreich, ja es ist Sünde, wenn wir uns die Bibel so zurechtdrehen, dass die Aussagen in unsere Vorstellungen passen – oder in die Vorstellungen der Welt! Keine Frage, wir machen Fehler.
Wenn ein Kind sein Zimmer trotz mehrfacher Aufforderung nicht aufräumt und dann ein Elternteil mit einer Strafe droht, dann ist es ja nicht immer so, dass das Kind das dann klaglos macht. Es ist nicht selten, dass es eine Auseinandersetzung gibt, einen Streit. Und vielleicht fallen dann Worte, die einem schon beim Aussprechen leid tun. Doch wenn der Streit vorbei ist, dann darf das Kind selbstverständlich wieder auf den Schoß der Eltern und die Nähe und Liebe spüren.
Und so dürfen auch wir, als Kinder Gottes immer wieder zurück zu unserem Vater im Himmel kommen.
Erben
Noch ein paar Sätze zum rechtlichen Kindesbegriff:
Als Kind sind wir Erben unserer Eltern. Sowohl in dem was sie getan haben – also was uns prägt – als auch in materieller Hinsicht. Wir erben, was unsere Eltern angespart haben.
Was erben wir als Kinder Gottes?
Alles was Jesus hat, gehört auch uns! Jesus hat Kranke geheilt – das ist unser Erbe. Jesus hat Barmherzigkeit geübt – das ist unser Erbe. Jesus hat sein Leben für uns gegeben – das ist unser Erbe. Jesus ist von den Toten auferstanden – das ist unser Erbe.
Im Johannesevangelium sagt Jesus: „Ich versichere euch: Wer an mich glaubt, wird die Dinge, die ich tue, auch tun; ja er wird sogar noch größere Dinge tun.“(Joh.14, 12)
Das ist unser Erbe. Können wir das Glauben?
Ich fasse nochmals kurz zusammen:
Wie wird man ein Kind Gottes?
– Glaube an Jesus
– Jesus aufnehmen
– Taufe auf den Namen Jesu
– Neugeburt und Empfang des Heiligen Geistes
Woran erkennt man, das man ein Kind Gottes ist?
– Glaubensgewissheit
– Mit der Welt überkreuz
– den Willen Gottes tun und die Geschwister lieben
Was bedeutet es ein Kind Gottes zu sein?
– Erwählt
– Jesus ähnlich
– Beziehung zu Jesus
– nach Fehlern, immer wieder zu Jesus zurück kommen
– tun was Jesus getan hat
Durch Jesus sind wir eine neue Schöpfung, erlöst aus der Gefangenschaft der Sünde, erworben als sein Eigentum und angenommen als seine Kinder. Das ist unsere neue Identität! Und als Gotteskinder haben wir Würde und Autorität.
Amen
Foto von Liane Metzler auf Unsplash