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Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig

Einige Gedanken zur Jahreslosung 2012.

Im ganzen lautet der Vers aus 2Kor 12,9

Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne.

2.Korinther 12, 9

Zusammenhang: Paulus schreibt diesen Vers. Er versucht die Korinther davon zu überzeugen, dass sie ihm voll und ganz vertauen können. Er zeigt auf, dass er in allem was er getan hat, nicht seinen eigenen Vorteil gesucht hat, sondern immer im Interesse des Evangeliums und im Sinne der Korinther gehandelt hat. Kp.11, 2 „Ich werbe geradezu eifersüchtig um euch, so wie Gott um euch wirbt. Wie ein Vater seine Tochter einem einzigen Mann anvertraut, so möchte ich euch mit Christus verloben, damit ihr ihm allein gehört.“ Er unterstellt anderen, die sich selbst Apostel nennen, dass sie diesen Titel für ihren eigenen Vorteil ausnutzen. Er zeigt auf, was er bereits alles für das Evangelium erlitten hat, und mit welcher „Inbrunst“ er versucht Jesus in die Herzen der Menschen zu bringen. Paulus sagt diesen Vers, nachdem er berichtet, dass Gott ihn in den dritten Himmel „entrückt“ hat. Paulus erklärt, dass er Gott nach diesem Erlebnis drei Mal darum gebeten hat eine Krankheit oder Problem (Pfahl im Fleisch) von ihm zu nehmen. Doch Gott hat ihm darauf mit eben der Jahreslosung 2012 ( Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig) geantwortet, damit er sich nicht selbst für zu wichtig nehme.1Das Verständnis, dass Paulus dreimal um Heilung eines körperlichen Leidens gebetet hat und dann diese Antwort von Gott bekam, ist die übliche Auslegung. Es könnte aber auch sein, dass Paulus diesen Stachel, bzw. diese Gebete gar nicht auf eine Krankheit bezieht, sondern auf die falschen Apostel, von denen er im Kapitel 12 berichtet.

Übersetzungen:

Luther 1984: Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

Elberfelder: Und er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung.

Hoffnung für Alle:  Aber er hat zu mir gesagt: Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.

Schlachter 2000: Und er hat zu mir gesagt: Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen!

NGÜ: Doch der Herr hat zu mir gesagt: »Meine Gnade ist alles, was du brauchst, denn meine Kraft kommt gerade in der Schwachheit zur vollen Auswirkung.

Gute Nachricht: Aber der Herr hat zu mir gesagt: »Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Je schwächer du bist, desto stärker erweist sich an dir meine Kraft.

Drei Wort stechen aus den Übersetzungen heraus:

Gnade, Schwachheit, Vollkommen/ Kraft – diese könnte man z.B. verbinden mit: Weihnachten, Karfreitag/Ostern, Pfingsten

Praktisch:

Göttliche Prinzipien sind häufig nicht „logisch“ bzw. in ihren Auswirkungen nicht so zu erwarten, wie sie sich ereignen. Bestes Beispiel ist, dass Gott Mensch wird, in Schwachheit ermordet wird und letztlich doch den Sieg über den Tod erringt durch die Auferstehung. Oder ganz praktisch erleben viele Christen das Geben von 10% ihres Einkommens für das Reich Gottes so, dass sie trotzdem reich beschenkt sind und keinen Mangel erleiden müssen.

Auch hier ist so ein göttliches Prinzip am Werk. Erst in der Schwachheit der Christen wird die Kraft Gottes ersichtlich. Wie war das bei den ersten Christen, die in Rom hingerichtet wurden?  Christen galten als Schwächlinge. Der christliche Glaube als schwacher Glaube. Was ist das für ein Gott, der sich hinrichten lässt? Sie wurden gehasst, verfolgt, getötet – und trotzdem hat sich dieser Glaube letztlich gegen alle anderen durchgesetzt. Wenn ich davon überzeugt bin, dass ich Gott nicht brauche, dann werde ich Gottes Wirken nicht erleben – oder zumindest nicht erkennen. Wenn ich aber erkenne, dass ich nichts tun kann ohne Gott, meine eigene Schwachheit mir eingestehe, dann kann ich beginnen zu vertrauen, dass Gott alles nötige durch mich tun kann und wird. Dann werde ich dies auch erleben.

Was ist das größte Problem für Menschen, denen (fast) alles gelingt? Die von ihren Mitmenschen in den „Himmel“ gelobt werden? Sie denken, es gehe immer so weiter. Sie sind der Meinung, dass sie nun auch das nächste Großprojekt anpacken können und es ihnen gelingen wird. Am Ende fallen diese Leute. Ein Beispiel? Guttenberg. Ich habe eine gewisse Vorstellung davon, wie das gelaufen ist. Der Mann sieht gut aus. Hat eine gutaussehende Frau. Er ist von Adel. Er ist ein schlauer Kopf und einer der weiß wie man sich verkauft. Er ist schnell in höchste politische Ämter aufgestiegen, obwohl er doch noch recht jung ist. Er wurde von einigen schon als nächster Kanzlerkandidat gehandelt. Dieser Mensch musste das Gefühl haben, dass nichts schief gehen kann. Er musste sich selbst für stark genug halten um alles zu tun, was ihm gefällt.

Demut tut uns gut. Die Klarheit im Kopf, dass wir es nicht sind, die alles können, sondern dass vieles ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Faktoren ist. Sich klar zu machen, dass Gott der ist, durch den erst alles möglich ist. Und genau das ist der Zielpunkt dieses Verses, den Gott dem Paulus sagt und den uns Paulus überliefert.

Ziel:

Ich muss nicht vor Selbstbewußtsein strotzen um großes zu vollbringen. Denn Gottes Wirken kann gerade dort besonders groß sein, wo ich mich schwach fühle. Wenn ich die Geschichte betrachte, dann hat Gott durch schwache Menschen die größten Dinge vollbracht. Nur drei Beispiele:

Petrus: hat Jesus zuerst verraten und wurde dann zum Gemeindegründer – durch die Kraft Gottes

Franziskus: hat allen Reichtum abgelegt – und hat die Kirche „gerettet“, viele Generationen – bis heute – geprägt.

Mutter Theresa: hat durch ihre Bereitschaft alles aufzugeben, vielen Menschen geholfen und nicht wenige „gerettet“

Keiner dieser Leute hatte Macht. Keine hatte Geld. Keiner war besonders begabt. Dennoch haben diese Menschen mehr bewegt, als die reichsten, mächtigsten und begabtesten Menschen der Welt.

Auch ich kann großes vollbringen – nicht durch meine eigene Kraft – sondern durch die Gnade Gottes und die Bereitschaft, die eigene Schwachheit anzuerkennen und Gott Raum zu geben um diese Schwachheit mit seiner Kraft zu füllen.

Aktuell:

Wenn ich Artikle aus Open Doors lese, dann ist für viele verfolgte Christen diese Jahreslosung, Ermutigung und Erfahrung zugleich. Sie erleben die Schwachheit, das Ausgeliefertsein am eigenen Leib -aber auch, dass Gott neue Kraft gibt, weit über das hinaus, was ein Mensch aus sich heraus kann. Viele können ihre Peiniger lieben und und mutig den Weg gehen, den Gott ihnen weist.

Persönlich:

In meinem Leben habe ich schon oft dieses Prinzip erlebt, dass gerade in meiner Schwachheit die Kraft Gottes gegenwärtig war. Eine Situation will ich davon herausgreifen.

Als ich 1995 als Jugendreferent im CVJM Esslingen begonnen habe, und mit der Leitung des Jugendtreff Makarios beauftragt wurde, war ich mir meiner Schwachheit noch nicht in ihrer Gänze bewußt. Sehr schnell bin ich aber an meine Grenzen gekommen. Wir hatten in dieser Anfangszeit jede Woche eine Schlägerei. Geschätzte 80% der Besucher waren der Polizei bekannt, und zwar nicht wegen Diebstahl oder so, sondern wegen übler Sachen. Einmal eskalierte eine Öffnungszeit so, dass ein Messer geworfen wurde und ein Jugendlicher mit einem Baseballschläger auftauchte und so richtig die Sau raus gelassen hat. Dass ich diesen Abend ohne Verletzung überlebt habe, ist erstaunlich. Der Bruder dieses „Baseball Schläger schwingenden Jugendlichen“ wurde einige Zeit später wegen Mordes verhaftet. In dieser Zeit bin ich mit Magenproblemen und öfter auch mit Angst ins Makarios gegangen und ich wußte, dass ich ohne Gottes Hilfe und Gnade keine Chance haben würde. Tatsächlich hat sich die Situation dann innerhalb weniger Monate so beruhigt und gefestigt, dass ich sogar einigen Jugendlichen eine eigene Öffnungszeit „erlaubt“ habe. Als die Polizei davon „Wind“ bekam, gab es eine bizarre Begegnung, in der mir der Polizeioberwachtmeister (keine Ahnung ob dieser Titel zutrifft) erklärte, dass ich diesen Jugendlichen auf keinen Fall einen Schlüssel für das Makarios geben dürfe. Ich tat es trotzdem, nicht aus Trotz, sondern aus der Überzeugung, dass es möglich war. Und es gelang – und aus heutiger Sicht bin ich überzeugt, dass es Gottes Gnade war, die dies möglich gemacht hat.

Wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, dann muss ich des öfteren den Kopf schütteln über mein Unvermögen, meine Schwachheit in vielerlei Hinsicht. Ich habe eine ganze Menge Fehler gemacht, und trotzdem hat Gott alles zum Guten gewendet. Ich denke heute, dass Gott mein Herz angesehen hat. Und das hat Ihn wohl überzeugt!?!

Jeder Christ kann durch die Kraft Gottes großes vollbringen. Vielleicht wird darüber nicht in der Zeitung geschrieben. Vielleicht wird es kaum ein anderer bemerken. Aber Gott weiß darum, er freut sich darüber. Machen wir uns auf!

Foto von Anne Nygård auf Unsplash

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    Das Verständnis, dass Paulus dreimal um Heilung eines körperlichen Leidens gebetet hat und dann diese Antwort von Gott bekam, ist die übliche Auslegung. Es könnte aber auch sein, dass Paulus diesen Stachel, bzw. diese Gebete gar nicht auf eine Krankheit bezieht, sondern auf die falschen Apostel, von denen er im Kapitel 12 berichtet.

Andreas Peschke

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